Natrium-Glucose-Cotransporter-2(SGLT2)-Hemmer verschreiben Ärzte und Ärztinnen in erster Linie bei Diabetes-mellitus-Erkrankungen vom Typ 2. Die Wirkstoffgruppe führt zu einer erhöhten Ausscheidung von Glukose und kann auch bei Herzinsuffizienz zum Einsatz kommen. Erfahren Sie hier mehr zur Wirkweise sowie zu möglichen Nebenwirkungen und wann die SGLT2-Inhibitoren gesundheitsförderlich sein können.
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Ob eine Einnahme von SGLT2-Inhibitoren zusätzlich zur bestehenden Therapie sinnvoll ist, ergibt sich häufig im Arzt-Patienten-Gespräch.
Was sind SGLT2-Inhibitoren?
SGLT2-Inhibitoren, auch SGLT2-Hemmer oder Glifozine genannt, gehören zur Wirkstoffgruppe der Antidiabetika.1 SGLT2 steht dabei für das Englische sodium glucose transporter 2 (Sodium-Glukose-Transporter 2) – ein Protein, welches Glukose transportiert und aufnimmt.2 Als Inhibitor bezeichnen Fachleute zunächst allgemein eine Substanz, die Vorgänge hemmt. Es gibt verschiedene SGLT2-Inhibitoren.3,4 Lediglich ein Teil davon besitzt eine Arzneimittelzulassung und nur wenige sind speziell zur Behandlung der Herzinsuffizienz freigegeben.
Meist finden SGLT2-Hemmer nicht nur als Einzeltherapie, sondern auch in Kombination mit anderen Antidiabetika oder Insulin Anwendung bei bestehendem Diabetes. Die Wirkweise der SGLT2-Inhibitoren sorgt dafür, dass eine Einnahme zusammen mit den anderen genannten Medikamenten in der Regel verträglich ist.5
Wirkung von SGLT2-Inhibitoren
Durch Glifozine scheidet der Körper vermehrt Glukose aus, denn der Wirkstoff hemmt ein Protein in der Niere, den sogenannten SGLT2-Transporter. Dadurch nimmt der HbA1c-Wert, der langfristige Glukosespiegel im Blut, ab. Gleichzeitig kann die Einnahme von SGLT2-Inhibitoren den Blutdruck leicht senken und das Körpergewicht reduzieren (circa um zwei Kilogramm).6 Mediziner und Medizinerinnen fanden zudem heraus, dass SGLT2-Inhibitoren den Krankheitsverlauf bei chronischer Herz- und Niereninsuffizienz positiv beeinflussen.7,8
Wann kommen SGLT2-Inhibitoren für eine Behandlung infrage?
Als Medikation setzten Ärzte und Ärztinnen SGLT2-Inhibitoren hauptsächlich bei Typ-2-Diabetes ein. Insbesondere eignen sie sich für junge Betroffene, die Probleme mit der bisherigen Therapie hatten.
Bei symptomatischen Patienten und Patientinnen sind SGLT2-Inhibitoren zur Behandlung einer systolischen Herzinsuffizienz der NYHA-Stadien II bis IV möglich. Laut der Leitlinie der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (European Society of Cardiology, ESC) zur Versorgung von akuter und chronischer Herzinsuffizienz kann die Wirkstoffgruppe die Prognose der Krankheit verbessern.9

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SGLT2-Inhibitoren sind, ähnlich wie andere Herzmedikamente, verschreibungspflichtig.
Unabhängig davon, ob eine Diabetes-Erkrankung vorliegt oder nicht, können ausgewählte Glifozine zusätzlich zu anderen Medikamenten bei Herzinsuffizienz wie Angiotensin-Converting-Enzyme(ACE)-Hemmern, Angiotensin-Rezeptor-Neprilysin-Inhibitoren (ANRI), Betablockern oder Mineralokortikoid-Rezeptorantagonisten (MRA) eingesetzt werden.10 Die ESC-Leitlinie empfiehlt somit die Gabe von bestimmten SGLT2-Inhibitoren zur Behandlung der chronischen Herzinsuffizienz (HFrEF) zusammen mit anderen Basistherapeutika.11
Patienten und Patientinnen mit bekannter rezidivierender (wiederkehrender) Harnwegsinfektion, Betroffenen, die jünger als 18 Jahre alt sind, und Schwangeren sowie Stillenden verschreiben Mediziner und Medizinerinnen normalerweise keine SGLT2-Inhibitoren.
Grundsätzlich sind Glifozine verschreibungspflichtig und die Verwendung sollte stets streng nach Vereinbarung mit dem Arzt oder der Ärztin erfolgen. Ein frühzeitiger oder abrupter Abbruch der Einnahme ist nicht empfehlenswert.
Nebenwirkungen von SGLT2-Inhibitoren
Wie praktisch jedes Medikament können auch SGLT2-Inhibitoren zu Nebenwirkungen führen. Folgende Beschwerden sind unter anderem bekannt:
- Entzündungen im Intimbereich
- Harnwegsinfektionen
- erhöhte Urinausscheidung
- Dehydration (zu wenig Flüssigkeit im Körper)
- diabetische Ketoazidose (Stoffwechselstörung durch Insulinmangel)
Teilen Sie ihrem behandelnden Arzt oder ihrer behandelnden Ärztin regelmäßig Auffälligkeiten im Zusammenhang mit der Medikamenteneinnahme mit. Holen Sie sich außerdem sofort ärztlichen Rat bei starken Beschwerden oder ungewohnten Symptomen ein.
Quellen
1 URL: https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2016/daz-34-2016/sglt2-inhibitoren-zur-therapie-des-typ-2-diabetes, zuletzt aufgerufen am 17.02.2025.
2 ebd.
3 ebd.
4 Braun, Jörg/Müller-Wieland, Dirk (Hg.): Basislehrbuch Innere Medizin. München: Elsevier 62018. S. 758-759.
5 Deutscher Apotheker Verlag Dr. Roland Schmiedel GmbH & Co. KG: SGLT2-Inhibitoren zur Therapie des Typ-2-Diabetes. URL: https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2016/daz-34-2016/sglt2-inhibitoren-zur-therapie-des-typ-2-diabetes, zuletzt aufgerufen am 17.02.2025.
6 Deutscher Apotheker Verlag Dr. Roland Schmiedel GmbH & Co. KG: SGLT2-Inhibitoren zur Therapie des Typ-2-Diabetes. URL: https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2016/daz-34-2016/sglt2-inhibitoren-zur-therapie-des-typ-2-diabetes, zuletzt aufgerufen am 17.02.2025.
7 Rådholm, Karin u. a.: "Canagliflozin and Heart Failure in Type 2 Diabetes Mellitus: Results From the CANVAS Program." In: Circulation 138 (2018) Nr. 5. S. 458-468.
8 Perkovic, Vlado u. a.: "Canagliflozin and Renal Outcomes in Type 2 Diabetes and Nephropathy." In: New England Journal of Medicine 380 (2019) Nr. 24. S. 2295-2306.
9 European Society of Cardiology (ESC): "2021 ESC Guidelines for the diagnosis and treatment of acute and chronic heart failure." In: European Heart Journal (2021) Nr. 42. S. 3599-3726. Hier S. 3622.
10 ebd. S. 3619.
11 ebd.