Ein implantierbarer kardioverter Defibrillator (Englisch: implantable cardioverter defibrillator, ICD) kann unter Umständen Leben retten. Wie genau funktioniert das Gerät und wann kommt eine ICD-Implantation infrage? Erhalten Sie hier die Antworten und weitere Informationen zum Thema.
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Bei der ICD-Implantation setzen Ärzte und Ärztinnen einen kleinen Defibrillator ein.
Was ist eine ICD-Implantation?
Bei einer ICD-Implantation handelt es sich um das Einsetzen eines implantierbaren kardioverten Defibrillators. Der Defibrillator dient zur Erkennung und Therapie von lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen. Das kleine Gerät weist etwa die Größe einer Streichholzschachtel auf.1 Darüber hinaus besitzt der ICD eine oder zwei Elektroden, die als Verbindung zum Herzen fungieren.2 Der Defibrillator wird im Rahmen der OP entweder unterhalb des großen Brustmuskels oder des Schlüsselbeins geschoben und festgenäht.3
Unterschied: ICD und Herzschrittmacher
Gleichermaßen wie bei Herzschrittmachern können Defibrillatoren zu langsame Herzschläge unbemerkt beschleunigen.4 Doch der ICD bringt auch einen zu schnellen Herzschlag wieder in seinen normalen Rhythmus.5 Ebenso bei lebensbedrohlichem Herzrasen (Kammerflimmern) kann er den Herzschlag normalisieren.6 Im Vergleich zu Herzschrittmachern weisen Defibrillatoren deshalb höhere Energieleistungen auf und benötigen somit leistungsstärkere Batterien, weshalb sie größer sind.7
Funktionsweise eines implantierbaren kardioverten Defibrillators
Der implantierte Defibrillator überwacht stetig die Herztätigkeit der Patienten und Patientinnen – er analysiert jeden Herzschlag hinsichtlich der zeitlichen Abstände und speichert darüber hinaus diese Daten.8 Stellt das Gerät einen zu langsamen Herzschlag (Bradykardien) fest, gibt es schwache Stromimpulse ab, die Betroffene meist nicht bemerken.9 Schlägt das Herz zu schnell, wie etwa bei Herzrasen (Tachykardie), sendet der Defibrillator ebenfalls Impulse. Diese Überstimulation sorgt in der Regel für einen normalen Rhythmus (auch Overpacing genannt).10
Kommt es zu einem lebensbedrohlichen Kammerflimmern und hilft die Funktion des Overpacings nicht, gibt der implantierte Defibrillator einen einzelnen, starken Stromstoß ab. Das Herz gerät so für einen kurzen Moment in einen Schock, die sogenannte Defibrillation. Möglicherweise sind mehrere Schocks nötig, bis der Herzschlag wieder seinen normalen Tonus angenommen hat. Einen derartigen Schock beschreiben Patienten und Patientinnen oft als „Tritt vor die Brust“ – gegebenenfalls werden sie auch ohnmächtig.11
Im Grunde unterscheidet sich die Funktionsweise eines implantierten Defibrillators nicht zu der eines normalen externen Defibrillators, wie er etwa in öffentlichen Gebäuden oder in Krankenhäusern vorzufinden ist.
Wann kommt eine ICD-Implantation infrage?
Das Einsetzen eines Defibrillators erfolgt meist bei Patienten und Patientinnen, die unter einer schweren erworbenen und angeborenen Herzkrankheit leiden oder beispielsweise bereits einen Herzinfarkt hatten. Aber auch zur vorbeugenden Behandlung, etwa bei Herzrhythmusstörungen, bauen Ärzte und Ärztinnen oftmals auf eine ICD-Implantation.
ICD-Implantation als Prävention und Therapie
Laut der Leitlinie empfiehlt sich die Implantation von Defibrillatoren in folgenden Fällen:12
- Primärprävention: Weisen Patienten und Patientinnen eine erworbene Herzkrankheit auf, etwa eine koronare Herzkrankheit (KHK) oder eine Kardiomyopathie (vergrößertes Herz), kann die ICD-Implantation als präventive Maßnahme die Wahrscheinlichkeit von Herzrhythmusstörungen und plötzlichem Herztod reduzieren.
- Sekundärprävention: Litt der oder die Betroffene bereits unter einem Herzinfarkt oder lebensgefährlichen Herzrhythmusstörungen, soll das Einsetzen des implantierten Defibrillators derartigen lebensbedrohlichen Störungen vorbeugen.
- angeborene Herzkrankheiten: Auch bei erblich bedingten Erkrankungen des Herzens kommt möglicherweise ein implantierbarer kardioverter Defibrillator zum Einsatz. Beispiele hierfür sind etwa die hypertrophe oder die arrhythmogene rechtsventrikuläre Kardiomyopathie sowie das seltene Brugada-Syndrom.
Ob bei Ihnen die ICD-Implantation eine geeignete Therapie darstellt, kann der behandelnde Kardiologe oder die behandelnde Kardiologin beantworten.

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ICD-Implantation bei Herzinsuffizienz
Auch bei Patienten und Patientinnen mit Herzinsuffizienz kommt oftmals eine Defibrillator-OP zum Einsatz, da die Erkrankung das Risiko für Herzrhythmusstörungen und einen Herzinfarkt birgt. Dabei trägt der Defibrillator weder zur Linderung der Herzinsuffizienz-Symptome wie Atemnot oder schneller Erschöpfung bei noch schützt er vor der Verschlechterung des Krankheitsbildes.13 Die ICD-Implantation senkt jedoch auch bei Herzinsuffizienz die Wahrscheinlichkeit von tödlichen Herzinfarkten und Störungen des Herzrhythmus.14
Sind Sie von einer Herzinsuffizienz betroffen, sollten Sie gemeinsam mit Ihrem Kardiologen oder Ihrer Kardiologin die Vor- und Nachteile der ICD-Implantation abwägen. Tipps für das Arztgespräch, das Leben mit Herzinsuffizienz und weitere hilfreiche Patientenmaterialien finden Sie in der Mediathek.
Defibrillator-OP: Ablauf und Nachsorge
Ebenso wie die Implantation eines Herzschrittmachers zählt die ICD-Implantation zu den Routineeingriffen.15 In der Regel erfolgt die Operation ambulant und mit örtlicher Betäubung, das Einsetzen des Defibrillators dauert etwa eine Stunde.16 Meist haben Patienten und Patientinnen Anspruch auf eine Reha nach der ICD-OP – dazu kann sie der behandelnde Arzt oder die behandelnde Ärztin informieren.
Zunächst setzen Operateure und Operateurinnen einen circa sechs bis acht Zentimeter langen Schnitt in der Region des linken Brustmuskels.17 Dann schieben sie Sonden über eine Vene in die rechte Herzkammer, gegebenenfalls auch in den rechten Vorhof. Anschließend befestigen sie die Sonden am Brustmuskel und schließen den Defibrillator an. Das Gerät platzieren sie unter dem Brustmuskel oder nur unter der Haut. Um die einwandfreie Funktion des ICDs zu testen, führen Ärzte und Ärztinnen stetig Messungen durch.
Dann vernähen sie den Hautschnitt und veranlassen eine Röntgenaufnahme, um die Lage des Defibrillators zu kontrollieren. Am Tag nach der ICD-Implantation stellen Fachärzte und Fachärztinnen das Gerät auf die individuellen Bedürfnisse des Patienten oder der Patientin ein. Damit die Sonden und der Defibrillator richtig einwachsen können, sollten Betroffene nach der OP etwa zwei Wochen lang den linken Arm schonen.18

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Vor der ICD-Implantation klärt der Facharzt oder die Fachärztin umfangreich über die OP auf.
Wie lange hält die Batterie des Defibrillators?
Nach etwa sechs Jahren ist die Batterie des ICDs leer.19 Allerdings schwankt dieser Wert von Person zu Person. Doch haben Sie hierbei keine Sorgen, dass das Gerät ausfällt: Der Defibrillator gibt meist einen Signalton ab, der den schwachen Ladezustand der Batterie (die etwa noch drei Monate einsatzfähig ist) ankündigt.20
Die erste Kontrolluntersuchung erfolgt nach sechs bis zwölf Wochen.21 Hierbei untersuchen Fachärzte und Fachärztinnen den Zustand der Wundheilung und ob die Einstellung des Geräts passend ist. Bei regelmäßigen Nachsorgeterminen fragen Mediziner und Medizinerinnen die Daten des Defibrillators ab, kontrollieren den Zustand der Batterie und der Elektroden. So erhalten sie zusätzlich einen guten Eindruck über die Herzgesundheit und können die Therapie unter Umständen anpassen.
Risiken und Komplikationen der ICD-Implantation
Die Komplikationsrate dieser Herzoperation ist mit ein bis zwei Prozent relativ niedrig.22 Denkbar sind etwa Blutungen oder eine falsche Lage des Geräts. In äußerst seltenen Fällen stirbt ein Patient oder eine Patientin infolge des Eingriffs.23 Nach der Defibrillator-OP sind einige Langzeitfolgen möglich, wie zum Beispiel:24
- technische Störungen des Geräts
- vorzeitige Entladung der Batterie
- Infektionen mit Erregern
Für manche Betroffene kann auch allein das Tragen des implantierten Defibrillators eine seelische Belastung darstellen. Sprechen Sie unbedingt mit einem Arzt oder einer Ärztin, er oder sie steht Ihnen hier zur Seite und kann zum Beispiel eine Selbsthilfegruppe empfehlen.
Leben mit einem implantierbaren kardioverten Defibrillator
Die Lebenserwartung mit einem ICD hängt von der zugrunde liegenden Herzkrankheit ab – etwa 7 von 100 Personen mit ICD hat das Gerät vor einem plötzlichen Herztod bewahrt.25 Nach einer ICD-Implantation müssen Patienten und Patientinnen im Alltag einiges beachten. Bitte beherzigen Sie vor allem folgende Punkte:26
- Autofahren: Für etwa drei Monate nach der OP ist es nicht erlaubt, Auto zu fahren, sofern der Defibrillator als Prophylaxe eingesetzt wurde. Bei Bewusstseinstrübungen oder gar Ohnmacht müssen ICD-Patienten und -Patientinnen gänzlich auf das Führen eines Fahrzeugs verzichten.
- Sport: Da körperliche Belastung auch eine ansteigende Herzfrequenz verursachen kann, ist es möglich, dass der Defibrillator einen Schock abgibt. Beraten Sie sich demnach unbedingt mit Ihrem Kardiologen oder Ihrer Kardiologin, welche Sportarten für Sie infrage kommen – regelmäßige Bewegung sollte auf der Tagesordnung stehen. Das Überwachen des Pulses mit einer speziellen Uhr kann sinnvoll sein.
- Magnetfelder meiden: Den Kontakt mit starken Magnetfeldern wie bei Generatoren oder Transformatoren sollten Sie stets umgehen. Wichtig: Eine Magnetresonanztomographie (MRT) kann nur bei einem dafür geeigneten ICD erfolgen. Ihr Arzt oder Ihre Ärztin berät Sie dazu.
- Haushaltsgeräte: In der Regel können Sie Haushaltsgeräte ohne Sorge weiterhin benutzen.
- Mobiltelefone: Grundsätzlich geht von Handys keine Gefahr aus. Empfehlenswert ist dennoch das Tragen des Telefons auf der anderen Seite des ICDs.
Bitte beachten Sie, dass Sie stets Ihren Defibrillatorausweis bei sich tragen, denn das Gerät kann beispielsweise Diebstahlsicherungen in Läden oder Sicherheitsschleusen an Flughäfen auslösen.
FAQs : Fragen und Antworten zur ICD-Implantation
Was ist ein Defibrillator für das Herz (ICD)?
Bei einem ICD (implantierbaren kardioverten Defibrillator) handelt es sich um ein kleines, etwa Streichholzschachtel-großes Gerät.27 Mittels Stromimpulsen verhilft es dem Herz, bei Herzrhythmusstörungen oder einem Herzinfarkt den normalen Herzrhythmus wiederherzustellen.
Können Sie mit einem Defibrillator arbeiten?
Nach der Erholungszeit können Patienten und Patientinnen in der Regel wieder arbeiten. Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen, die schwer heben müssen oder einem starken Magnetfeld ausgesetzt sind, sollten mit Ihrem Arbeitgeber oder Ihrer Arbeitgeberin individuelle Lösungen finden. Das gilt auch für Personen, die beruflich Bus und oder Kraftfahrzeuge fahren.
Kann ein implantierter Defibrillator verrutschen?
Ja, ein ICD kann verrutschen. Das ist etwa durch den Kontakt mit einem starken Magnetfeld möglich. Vermuten Sie, dass sich die Lage des Defibrillators verändert hat, sollten Sie umgehend Ihren Arzt oder Ihre Ärztin kontaktieren.
Was ist besser: Herzschrittmacher oder Defibrillator?
Grundsätzlich hängt die Antwort von der individuellen Krankengeschichte und Empfehlung des behandelnden Arztes oder der behandelnden Ärztin ab. Der Facharzt oder die Fachärztin informiert Sie dazu umfangreich. Übrigens: Ein ICD besitzt grundsätzlich auch die Funktion eines Herzschrittmachers.
Quellen
1 Bundesministerium für Bildung und Forschung: Implantierter Defibrillator: Die Ängste bewältigen. URL: https://www.gesundheitsforschung-bmbf.de/de/implantierter-defibrillator-die-angste-bewaltigen-10514.php, zuletzt aufgerufen am 17.02.2025.
2 ebd.
3 Stiftung für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen, rechtsfähige Stiftung des bürgerlichen Rechts: Wie funktioniert ein implantierbarer Defibrillator (ICD)? URL: https://www.gesundheitsinformation.de/wie-funktioniert-ein-implantierbarer-defibrillator-icd.html, zuletzt aufgerufen am 17.02.2025.
4 Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Trier: Mein Leben mit dem Defibrillator. Leben mit dem Defibrillator. URL: https://www.defibrillator-deutschland.de/PDf%20Infos/BKT_PIZ_Defibrillator.pdf, zuletzt aufgerufen am 17.02.2025.
5 ebd.
6 ebd.
7 Kath. Marienkrankenhaus: Herzschrittmacher und Device-Therapie. URL: https://www.marienkrankenhaus.org/kliniken-experten/kliniken/kardiologie-angiologie-intensivmedizin/herzschrittmacher-und-device-therapie/, zuletzt aufgerufen am 17.02.2025.
8 ebd.
9 Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Trier: Mein Leben mit dem Defibrillator. Leben mit dem Defibrillator. URL: https://www.defibrillator-deutschland.de/PDf%20Infos/BKT_PIZ_Defibrillator.pdf, zuletzt aufgerufen am 17.02.2025.
10 Stiftung für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen, rechtsfähige Stiftung des bürgerlichen Rechts: Wie funktioniert ein implantierbarer Defibrillator (ICD)? URL: https://www.gesundheitsinformation.de/wie-funktioniert-ein-implantierbarer-defibrillator-icd.html, zuletzt aufgerufen am 17.02.2025.
11 Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Trier: Mein Leben mit dem Defibrillator. Leben mit dem Defibrillator. URL: https://www.defibrillator-deutschland.de/PDf%20Infos/BKT_PIZ_Defibrillator.pdf, zuletzt aufgerufen am 17.02.2025.
12 Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V.: Pocket-Leitlinie: Implantation von Defibrillatoren. URL: https://leitlinien.dgk.org/files/04_2006_pocket_leitlinien_icd.pdf, zuletzt aufgerufen am 17.02.2025.
13 Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin: Herzschwäche – soll ich mir einen ICD einsetzen lassen? URL: https://www.patienten-information.de/patientenblaetter/herzinsuffizienz-icd, zuletzt aufgerufen am 17.02.2025.
14 ebd.
15 IQTIG - Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen: Implantierbare Defibrillatoren – Implantation. URL: https://iqtig.org/downloads/auswertung/2017/09n4defiimpl/QSKH_09n4-DEFI-IMPL_2017_QIDB_V02_2018-04-25.pdf, zuletzt aufgerufen am 17.02.2025.
16 ebd.
17 ebd.
18 ebd.
19 Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin: Herzschwäche – soll ich mir einen ICD einsetzen lassen? URL: https://www.patienten-information.de/patientenblaetter/herzinsuffizienz-icd, zuletzt aufgerufen am 17.02.2025.
20 Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Trier: Mein Leben mit dem Defibrillator. Leben mit dem Defibrillator. URL: https://www.defibrillator-deutschland.de/PDf%20Infos/BKT_PIZ_Defibrillator.pdf, zuletzt aufgerufen am 17.02.2025.
21 Charité Universitätsmedizin Berlin: Implantierbare Defibrillatoren (ICD). URL: https://herz.charite.de/leistungen/kardiologie/rhythmologie/defibrillatoren_icd/, zuletzt aufgerufen am 17.02.2025.
22 Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin: Herzschwäche – soll ich mir einen ICD einsetzen lassen? URL: https://www.patienten-information.de/patientenblaetter/herzinsuffizienz-icd, zuletzt aufgerufen am 17.02.2025.
23 ebd.
24 ebd.
25 ebd.
26 Deutsche Herzstiftung e.V.: Wenn das Herz aus dem Takt kommt: Alles über implantierbare Defibrillatoren. URL: https://www.herzstiftung.de/infos-zu-herzerkrankungen/herzrhythmusstoerungen/herzschrittmacher-und-defibrillatoren/defibrillatoren, zuletzt aufgerufen am 17.02.2025.
27 Bundesministerium für Bildung und Forschung: Implantierter Defibrillator: Die Ängste bewältigen. URL: https://www.gesundheitsforschung-bmbf.de/de/implantierter-defibrillator-die-angste-bewaltigen-10514.php, zuletzt aufgerufen am 17.02.2025.