Eine Hypercholesterinämie ist eine Fettstoffwechselstörung, die erhöhte Cholesterinwerte im Blut zur Folge hat und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen steigert. Sie kann nicht nur durch ein ungesunden Lebensstil begünstigt sein. Bei der familiären Hypercholesterinämie sind die erhöhten Cholesterinwerte angeboren und vererbt. Hier erfahren Sie alles über die Krankheit.
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Eine gesunde Ernährung ist ein Baustein für die Behandlung der Hypercholesterinämie und fördert die Herzgesundheit.
Was ist eine Hypercholesterinämie?
Eine Hypercholesterinämie ist eine Fettstoffwechselstörung, die erhöhte Blutfettwerte zur Folge hat. Oft verursacht das keine unmittelbaren Beschwerden.1 Doch hohe Cholesterinwerte sind einer der größten Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen (sogenannte kardiovaskuläre Erkrankungen).2 Hohe LDL-Cholesterinwerte erhöhen zum Beispiel das Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall.2 Ärzte und Ärztinnen unterscheiden unter anderem zwischen der primären Hypercholesterinämie und der sekundären Hypercholesterinämie. Die primäre Form kann entweder rein genetisch bedingt sein und sich in Form einer sogenannten familiären Hypercholesterinämie äußern. Zur Gruppe der primären Hypercholesterinämien gehört außerdem die polygene Hypercholesterinämie. Neben einer erblichen Vorbelastung wird diese Form zusätzlich durch Faktoren wie eine fettreiche Ernährung hervorgerufen. Die sekundäre Form hingegen wird auf einen ungesunden Lebensstil, andere Erkrankungen oder Medikamente zurückgeführt. Erbliche Faktoren spielen hier keine Rolle.
HDL- und LDL-Cholesterin – diesen Unterschied müssen Sie kennen:
Cholesterin zählt zu den Blutfetten. Bei der Analyse eines Blutbildes unterscheiden Ärzte und Ärztinnen zwischen HDL-Cholesterin (High Density Lipoprotein) und LDL-Cholesterin (Low Density Lipoprotein). Problematisch ist das LDL-Cholesterin, das auch als „schlechtes Cholesterin“ bezeichnet wird.3 Liegt es in zu hoher Konzentration im Blut vor, kann es sich an den Gefäßwänden ablagern. Dies führt auf Dauer zu einer Verkalkung und Verhärtung der Gefäße. Man spricht dann von einer Arteriosklerose oder arteriosklerotischen Herz-Kreislauf-Erkrankung (Atherosclerotic Cardiovascular Disease, kurz: ASCVD).
Zu viel Cholesterin im Blut durch Nahrung
Cholesterin wird zu 80 Prozent von unserem Körper selbst gebildet, nur der kleinere Teil wird mit der Nahrung aufgenommen.4 Doch trotzdem können die Cholesterinwerte im Blut durch Über- und Fehlernährung ansteigen. Das überlastet den Fettstoffwechsel, der Körper kann dann das viele Cholesterin nicht mehr schnell genug ausscheiden. Das spiegelt sich unter anderem in erhöhten Blutfettwerten wider.
Der persönliche Lebensstil spielt also eine wichtige Rolle bei der Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Zu den Faktoren, die erhöhte Cholesterinwerte begünstigen, gehören:
- Übergewicht
- Rauchen
- zu wenig Bewegung
- zu hoher Alkoholkonsum
- fettreiche Ernährung
Ein erster Ansatzpunkt bei der Therapie von Hypercholesterinämie ist daher die Umstellung der Lebensgewohnheiten. Insbesondere regelmäßige Bewegung trägt dazu bei, das LDL-Cholesterin zu senken.7
Familiäre Hypercholesterinämie –höhere Blutfettwerte durch Vererbung
Nicht immer ist der Lebenswandel der Grund für einen hohen Cholesterinspiegel. Die familiäre Hypercholesterinämie ist wie bereits beschreiben eine angeborene Fettstoffwechselstörung.8 Sie äußert sich bereits im Kindesalter durch erhöhte Blutfettwerte und vor allem zu viel LDL-Cholesterin im Blut. Forscher gehen davon aus, dass jeder 500. Deutsche von der Erbkrankheit betroffen ist.9
Da ein erhöhter Cholesterinspiegel meist keine unmittelbaren Symptome hervorruft, bleibt die familiäre Hypercholesterinämie oftmals unentdeckt. Aktuellen Studien zufolge ist sie in Deutschland deshalb unterdiagnostiziert – und wird entsprechend unzureichend behandelt.10 In vielen Fällen entdecken Mediziner und Medizinerinnen die Krankheit erst nach einem Herzinfarkt oder einer anderen kardiovaskulären Erkrankung.11
Experten und Expertinnen unterscheiden je nach Art der Vererbung zwei Formen der familiären Hypercholesterinämie: Die heterozygote Form, bei der nur ein Gen mutiert ist und die nur von einem Elternteil vererbt wird. Bei der sehr seltenen homozygoten Form wurde die Erbkrankheit mit zwei veränderten Genen von beiden Elternteilen weitergegeben. Bei Menschen mit der homozygoten Form der familiären Hypercholesterinämie sind die LDL-Cholesterinwerte im Blut stark erhöht.12
Unterschied: Familiäre Hypercholesterinämie vs. sekundäre Hypercholesterinämie
Der größte Unterschied zwischen der sekundären Hypercholesterinämie und familiären Hypercholesterinämie ist die Ursache der Erkrankung. Während die sekundäre Hypercholesterinämie durch einen ungesunden Lebensstil und fettreiche Ernährung hervorgerufen wird, ist die familiäre Hypercholesterinämie erblich bedingt und geht auf einen Gendefekt zurück: Aufgrund einer angeborenen Störung kann der Körper LDL-Cholesterin nur unzureichend abbauen.
Gemeinsamkeit der beiden Krankheitsbilder sind die gesundheitlichen Folgen, die zu viel LDL-Cholesterin durch eine Hypercholesterinämie im menschlichen Körper auslösen kann. Das Cholesterin lagert sich in den Gefäßen ab und begünstigt Verkalkungen, insbesondere in den Herzkranzgefäßen, aber auch in anderen Arterien. Kann das Blut nicht mehr ungehindert fließen, steigt die Gefahr für ernstzunehmende kardiovaskuläre Erkrankungen wie einen Herzinfarkt, Schlaganfall oder eine Herzinsuffizienz.
Sie sind nicht allein!
Sie wünschen sich mehr Informationen zur familiären Hypercholesterinämie oder möchten sich mit anderen Betroffenen austauschen? Dann ist die Patientenorganisation CholCo e. V. eine gute Anlaufstelle.
Warum ist gerade die familiäre Hypercholesterinämie so gefährlich?
Ist keine entsprechende in der Familie weitergegebene Veranlagung bekannt, wird die erblich bedingte Stoffwechselstörung oft erst diagnostiziert, wenn Herzprobleme oder gar Infarkte im Kindes- oder Jugendalter auftreten.
Zu den Symptomen einer familiären Hypercholesterinämie gehören neben erhöhten Blutfettwerten auch sogenannte Xanthome.13 Das sind knotenförmige Fettablagerungen in der Haut, aufgrund ihres gelben Schimmers umgangssprachlich auch als Gelbknoten bekannt. Xanthome können auf die erblich bedingte Fettstoffwechselstörung hinweisen, liegen aber nicht immer bei einer familiären Hypercholesterinämie vor.
Bei Verdacht auf die erblich bedingte Stoffwechselstörung ist der Hausarzt oder die Hausärztin die erste Anlaufstelle. Gegebenenfalls erfolgt dann eine Überweisung an Fachärzte und Fachärztinnen wie Kardiologen und Kardiologinnen oder auf Fettstoffwechselstörungen spezialisierte Lipidologen und Lipidologinnen.
Behandlung einer Hypercholesterinämie
Die Therapie der Hypercholesterinämie hat das Ziel, die Blutfettwerte zu senken. Ist der erhöhte Cholesterinspiegel im Blut auf den Lebensstil zurückzuführen, besteht der erste Schritt darin, Gewohnheiten zu ändern. Auch eine medikamentöse Behandlung kann notwendig sein. Bei der familiären Hypercholesterinämie weicht die Medikation unter Umständen ab. Von einer gesunden und herzfreundlichen Lebensweise profitieren jedoch alle Patienten und Patientinnen – ob sie an der vererbten Form leiden oder nicht.
Therapie der Hypercholesterinämie: Ernährung und Bewegung im Fokus
Die richtige Ernährung und ausreichend Bewegung spielen eine wichtige Rolle bei der Therapie der Hypercholesterinämie. Bei einer Fettstoffwechselstörung bietet sich eine Ernährungsumstellung nach dem mediterranen Prinzip an. Diese Nahrungsmittel sollten vorrangig auf Ihrem Teller landen:14
- Früchte
- Gemüse
- Hülsenfrüchte
- Nüsse
- Vollkornprodukte
- Fisch

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Frisches Gemüse ist eine gute Basis für ein gesundes Essen bei Hypercholesterinämie.
Tierische Fette und überwiegend gesättigte Fettsäuren, die in Wurst, Käse und Butter enthalten sind, sollten Sie dagegen nur sparsam verzehren.15 Fachleute raten dazu, Nahrungsmittel mit gesättigten Fettsäuren gegen solche mit überwiegend ungesättigten Fettsäuren auszutauschen, denn diese reduzieren die Aufnahme von Cholesterin.16 Eine Vielzahl an pflanzlichen Ölen sowie Fisch sind für eine cholesterinarme Ernährung geeignet.17
In Kombination mit mehr Bewegung kann sich die Umstellung der Lebensgewohnheiten positiv auf die Hypercholesterinämie auswirken und die Blutgefäße stärken.
Schon gewusst?
Bereits geringe Veränderungen haben einen starken Effekt: Beginnen Sie mit kleinen Schritten und nehmen Sie öfter die Treppe als den Aufzug. Oder legen Sie kürzere Strecken mit dem Rad zurück. Oft ist es leichter, sich neue Gewohnheiten schrittweise anzueignen.
Die Behandlung der familiären Hypercholesterinämie
Auch bei der Therapie der familiären Hypercholesterinämie ist es das oberste Ziel, Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen weitreichend einzuschränken. Regelmäßiger moderater Sport ist ebenso wichtig wie eine Ernährung, die an das Krankheitsbild angepasst ist.18
Eine durchgängige medizinische Behandlung sollte möglichst erfolgen, bevor Folgeschäden eintreten.19 Erreichen Patienten oder Patientinnen durch eine Änderung des Lebensstils nicht die gewünschten Zielwerte, besteht der nächste Schritt in der medikamentösen Therapie. Zum Einsatz kommen zumeist Cholesterinsenker. Erste Wahl sind in der Regel sogenannte Statine, die die Bildung von Cholesterin in der Leber blockieren.20 Zudem werden manchmal auch Cholesterin-Aufnahme-Hemmer, PCSK9-Inhibitoren wie monoklonale Antikörper gegen PCSK9 oder Medikamente mit Bempedoinsäure verwendet.
Fazit: Hypercholesterinämie erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Erhöhte Blutfettwerte bergen ein ernstzunehmendes Risiko für die Gesundheit: Bleibt eine Hypercholesterinämie unbehandelt, steigt das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen (ASCVD). Da sich erhöhte Cholesterinwerte nicht unmittelbar äußern, ist es sinnvoll, regelmäßige Bluttests durchführen zu lassen. Wenn eine Fettstoffwechselstörung innerhalb der Familie bekannt ist, sind regelmäßige Untersuchungen zu empfehlen. Ausreichend Bewegung, eine gesunde Ernährung und der Verzicht auf Alkohol wirken sich positiv auf den Blutfettgehalt aus.
Was ist LDL-Cholesterin?
LDL-Cholesterin ist eine Verbindung aus Fett und Eiweißen. Es kann sich in Blutgefäßen absetzen und so kardiovaskuläre Erkrankungen (ASCVD) auslösen.
Was ist Hypercholesterinämie?
Hypercholesterinämie bezeichnet eine Fettstoffwechselstörung, die sich durch einen erhöhten Cholesterinspiegel im Blut auszeichnet.
Welche Ursachen hat Hypercholesterinämie?
In den meisten Fällen ist Hypercholesterinämie auf eine fettreiche Ernährung, wenig Bewegung und erhöhten Alkoholkonsum zurückzuführen.
Was ist die Ursache für familiäre Hypercholesterinämie?
Familiäre Hypercholesterinämie ist eine Erbkrankheit, bei der ein oder mehrere Gene defekt sind, die am Abbau von LDL-Cholesterin im Körper beteiligt sind.
Quellen
1Stiftung Gesundheitswissen: Erhöhte Cholesterinwerte. URL: https://www.stiftung-gesundheitswissen.de/wissen/erhoehte-cholesterinwerte/hintergrund, zuletzt aufgerufen am 17.02.2025.
2Deutsche Herzstiftung e. V.: Cholesterin im Blick behalten – Herzinfarktrisiko senken. URL: https://herzstiftung.de/service-und-aktuelles/presse/pressemitteilungen/cholesterinwerte, zuletzt aufgerufen am 17.02.2025.
3Pharmazeutische Zeitung: Das richtige Fett essen. URL: https://www.pharmazeutische-zeitung.de/ausgabe-342009/das-richtige-fett-essen/, zuletzt aufgerufen am 17.02.2025.
4Herzstiftung: Cholesterin – was ist das? URL: https://www.herzstiftung.de/ihre-herzgesundheit/gesund-bleiben/cholesterin/was-ist-cholesterin, zuletzt aufgerufen am 17.02.2025.
5 Och: Ernährungstherapie bei Hypercholesterinämie, Ernährungsumschau, 2018.
6Pharmazeutische Zeitung: Das richtige Fett essen. URL: https://www.pharmazeutische-zeitung.de/ausgabe-342009/das-richtige-fett-essen/, zuletzt aufgerufen am 17.02.2025.
7Ebd.
8Internisten im Netz: Fettstoffwechselstörung: Ursachen und Risikofaktoren. URL: https://www.internisten-im-netz.de/krankheiten/fettstoffwechselstoerung/ursachen-risikofaktoren.html#c2034, zuletzt aufgerufen am 17.02.2025.
9Ärzteblatt.de: Familiäre Hypercholesterinämie. URL: https://www.aerzteblatt.de/archiv/161185/Familiaere-Hypercholesterinaemie, zuletzt aufgerufen am 17.02.2025.
10Ebd.
11Ebd.
12Cuchel M, Bruckert E, Ginsberg H N, et al. Homozygous familial hypercholesterolaemia: new insights and guidance for clinicians to improve detection and clinical management. A position paper from the Consensus Panel on Familial Hypercholesterolaemia of the European Atherosclerosis Society. Eur Heart J. 2014 Aug 21; 35(32): 2146–2157. doi: 10.1093/eurheartj/ehu274.
13Ärzteblatt.de: Familiäre Hypercholesterinämie. URL: https://www.aerzteblatt.de/archiv/161185/Familiaere-Hypercholesterinaemie, zuletzt aufgerufen am 17.02.2025.
14ESC/EAS Pocket Guidelines: Diagnostik und Therapie der Dyslipidämien. URL: https://leitlinien.dgk.org/files/19_2019_pocket_leitlinien_dyslipidaemien_korrigiert.pdf, zuletzt aufgerufen am 17.02.2025.
15Bundesinstitut für Risikobewertung: Gesundheitliche Bewertung von Fettsäuren. URL: https://www.bfr.bund.de/de/gesundheitliche_bewertung_von_fettsaeuren-54422.html, zuletzt aufgerufen am 17.02.2025.
16Ärzteblatt.de: Familiäre Hypercholesterinämie. URL: https://www.aerzteblatt.de/archiv/161185/Familiaere-Hypercholesterinaemie, zuletzt aufgerufen am 17.02.2025.
17Bundesinstitut für Risikobewertung: Gesundheitliche Bewertung von Fettsäuren. URL: https://www.bfr.bund.de/de/gesundheitliche_bewertung_von_fettsaeuren-54422.html, zuletzt aufgerufen am 17.02.2025.
18Ärzteblatt.de: Familiäre Hypercholesterinämie. URL: https://www.aerzteblatt.de/archiv/161185/Familiaere-Hypercholesterinaemie, zuletzt aufgerufen am 17.02.2025.
19Thieme: Familiäre Hypercholesterinämie (FH). URL: https://lp.thieme.de/emag/CP/Poster_Repatha_2020/#0, zuletzt aufgerufen am 17.02.2025.
20Deutsche Herzstiftung: Statine senken Cholesterinwerte. URL: https://www.herzstiftung.de/ihre-herzgesundheit/gesund-bleiben/cholesterin/cholesterin-statine, zuletzt aufgerufen am 17.02.2025.