Erkrankungen des Herzens oder der umliegenden Gefäße erfordern in manchen Fällen eine Operation. Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten, die vom Einsatz von Schrittmachern bis zur Herztransplantation reichen. Hier lesen Sie alles zum Thema Herzoperationen.

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Eine Herz-OP kann eine nötige Behandlung bei Herzerkrankungen sein.
Wann ist eine Herz-OP nötig?
Bringen Medikamente und konservative Maßnahmen wie das Vermeiden von Risikofaktoren keinen Therapieerfolg, raten Ärzte und Ärztinnen meist zu einem operativen Eingriff. Eine Herzoperation ist sinnvoll, um die Lebensqualität von Herzpatienten und
-patientinnen zu verbessern. Zudem kann eine OP lebensbedrohliche Folgen wie beispielsweise einen Herzinfarkt oder Kammerflimmern verhindern. Indikationen, die eine Herz-OP notwendig machen können, sind:
- Verengungen von Herzkranzgefäßen (koronare Herzkrankheit KHK)
- verengte undichte Herzklappen
- Herzrhythmusstörungen (Bradykardie, Tachykardie)
- schwere Herzinsuffizienz
- Ausweitungen oder Einrisse der Aorta (Hauptschlagader)
- angeborene Herzfehler
- Herztumoren
Bei Herzoperationen handelt es sich meist um große Eingriffe, die mehrere Stunden dauern. Deswegen arbeitet auch ein ganzes Team von Kardiologen und Kardiologinnen zusammen. Auch Herzchirurgen und Herzchirurginnen sind bei einer solchen Operation beteiligt. Sie tun alles für ein gesundes Herz.

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Welche Herzoperationen gibt es?
Abhängig von der Erkrankung und des Zustands der Patientinnen und Patienten kommen verschiedene Herzoperationen infrage. Mögliche Eingriffe sind:
- kardiale Resynchronisationstherapie (CRT): Etwa bei jeder dritten Person mit Herzinsuffizienz kommt es zu einer Störung der elektrischen Signalübermittlung im Herzen. Diese führt dazu, dass die rechte und die linke Herzhälfte nicht mehr gemeinsam (synchron) pumpen. Durch eine gleichzeitige Stimulation beider Herzkammern kann die Reizweiterleitung korrigiert werden. Hier kommen entweder spezielle Schrittmacher oder die Implantation von ICD-Geräten (implantierbarer kardioverter Defibrillator) zum Einsatz.
- Herzschrittmacher-OP: Bei Patienten und Patientinnen, die mit einer Bradykardie (zu langsamer Herzschlag) leben, kann eine Herzschrittmacher-Implantation sinnvoll sein. Das kleine batteriebetriebene Gerät gibt regelmäßig Stromimpulse an das Herz ab, um den Herzrhythmusstörungen vorzubeugen.1 Die Herzoperation findet in der Regel unter örtlicher Betäubung statt, der Patient oder die Patientin ist bei vollem Bewusstsein. Ein Herzschrittmacher enthält Batterien, die etwa 10 bis 14 Jahre halten.2 Danach muss das Gerät ausgetauscht werden.2
- Implantation eines Mini-Defibrillators: Sind die Herzrhythmusstörungen besonders stark ausgeprägt, ist in manchen Fällen die Implantation eines Mini-Defibrillators erforderlich. Sollte eine starke Verlangsamung des Herzschlags eintreten, kann er rechtzeitig eingreifen und vor einem plötzlichen Herztod schützen. Mini-Defibrillatoren sind auch als ICD-Geräte bekannt. Wenn dem Träger oder der Trägerin des Mini-Defibrillators ein Herzstillstand durch zu starke Herzrhythmusstörungen droht, können durch einen Stromstoß die Herzrhythmusstörungen unterbrochen und ein koordinierter Herzschlag ermöglicht werden. Anders als bei einem Schrittmacher fällt der Stromstoß mitunter so stark aus, dass der Patient oder die Patientin ihn bemerkt.
- Herz-Unterstützung durch Stent oder Bypass: Je nach Schwere der Durchblutungsstörungen kann ein Bypass oder Stent die Leistung des Herzens weitestgehend wiederherstellen, insofern Verengungen der Herzkranzgefäße (zum Beispiel aufgrund von Ablagerungen) Ursache für die Herzinsuffizienz sind. Ein Stent ist eine gitterförmige Röhre, die das Gefäß in Form hält. Dadurch kann er den Blutfluss aufrechterhalten. Bei einem Bypass handelt es sich sozusagen um eine Umleitung innerhalb des Blutgefäßsystems. Dabei kann eine offene oder „geschlossene“ (minimalinvasive) Herz-OP erfolgen.
Welche dieser Herz-OPs bei Ihnen infrage kommt, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt oder Ihrer Ärztin. Auch Ihr Kardiologe oder Ihre Kardiologin kann Sie dazu beraten.
- Herztransplantation: Die letzte Möglichkeit der Operation bei Herzinsuffizienz stellt für einige Patienten und Patientinnen die Herztransplantation dar. Die OP am offenen Herzen ist aber nur dann eine Option, wenn alle anderen Behandlungsmöglichkeiten ausgeschöpft sind und keine weiteren zur Verfügung stehen, um die Herztätigkeit aufrechtzuerhalten. Das Problem: Für eine Transplantation muss ein passendes Spenderherz verfügbar sein, die Wartezeiten darauf können lange andauern.
- Verwendung von Unterstützungssystemen (Kunstherz): Um eine Herztransplantation zu überbrücken, kann unter Umständen ein künstliches Herz eingesetzt werden.3 In der Medizin ist auch von Unterstützungssystemen oder einem Kunstherz die Rede. Dabei wird in der Regel nicht das ganze Herz ersetzt, sondern die Pumpleistung der linken, rechten oder beider Herzkammern durch eine kleine Pumpe mit Elektromotor unterstützt.

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Komplikationen und Risiken bei Herzoperationen
Eine Herz-OP ist immer ein chirurgischer Eingriff in der Nähe des Herzens und großer Blutgefäße. Sie zählt zu den aufwendigsten medizinischen Behandlungen. Während und auch nach der Herzoperation sind Komplikationen möglich:4
- Blutungen durch verletzte Gefäße
- Störungen der Wundheilung
- verletzte Nerven
- Thrombose (Bildung eines Blutgerinnsels im Blutgefäß)
- Embolie (teilweise oder vollständiger Verschluss eines Blutgefäßes)
Zudem kann sich der Brustbereich nach solch einer großen OP entzünden. Eine Knocheninfektion des Brustbeins (Sternumosteomyelitis) stellt ebenso ein Risiko nach einer Herzoperation dar.5
Ein ganzes Ärzteteam setzt sich vor derartigen Operationen zusammen und bespricht genau, welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt. Sie beziehen auch Sie als Patient oder Patientin und die Angehörigen mit ein, damit Sie zusammen die bestmögliche Therapie für Ihr Herz finden können. Auch wenn vor großen Eingriffen die Sorgen oft groß sind, müssen Sie sich immer vor Augen halten, dass das Team die Herz-OPs schon häufig durchgeführt haben und Spezialisten und Spezialistinnen Sie versorgen.
Reha nach der Herz-OP
Operationen am Herzen sind eine Herausforderung für den Körper und stellen oftmals auch eine psychische Belastung dar. Um Patienten und Patientinnen den Einstieg in den Alltag so leicht wie möglich zu machen, raten Fachleute nach dem Eingriff zu einer Reha. Dort lernen Betroffene das Zubereiten einer herzgesunden Ernährung, welchen körperlichen Aktivitäten sie regelmäßig nachgehen können und auf was sie lieber verzichten sollten. Im Normalfall dauert eine Reha nach einer Herz-OP circa drei Wochen.6 Der Patient oder die Patientin kann kann entweder direkt nach dem Krankenhausaufenthalt oder nach ein paar Tagen zu Hause in die Reha-Einrichtung überwiesen werden.

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Im Anschluss an die Herz-OP erfolgt oft eine Reha.
Tipp:
Denken Sie vor Ihrem Krankenhausaufenthalt und bei Entlassung in eine anschließende Reha unbedingt an Ihren Medikationsplan. Dieser bietet Ärzten, Ärztinnen und anderem medizinischen Personal einen Überblick über Ihre Medikamente und ist entscheidend für Ihren Therapieerfolg. Durch den Medikationsplan sollen Einnahmefehler bei der Medikation sowie gefährliche Wechselwirkungen durch Medikamente vermieden werden.
Nehmen Sie aktuell mindestens drei Medikamente ein, haben Sie Anspruch auf die Ausstellung eines Medikationsplans.
OP bei Herzinsuffizienz
Schwere Formen der Herzinsuffizienz, die nicht mehr genügend auf eine Behandlung mit Medikamenten ansprechen, können eine Operation nötig machen. Es gibt verschiedene OP-Maßnahmen, die bei einer fortgeschrittenen Herzinsuffizienz zum Einsatz kommen.
Bei einer Herzinsuffizienz ist es möglich, dass sich einzelne Bereiche des Herzens nicht mehr gleichzeitig zusammenziehen. Als Behandlung ist dann die Resynchronisationstherapie bekannt.7
Dabei handelt es sich um einen Schrittmacher (das sogenannte CRT-System), der für einen synchronen Herzschlag sorgt. Die OP bei Herzinsuffizienz erfolgt in der Regel unter örtlicher Betäubung.
Liegt bei Patienten und Patientinnen eine lebensbedrohliche Herzinsuffizienz vor, schließen Mediziner und Medizinerinnen sie unter Umständen an eine Herz-Lungen-Maschine (extrakorporale Membranoxygenation; ECMO) an. Sie entlastet das Herz für eine gewisse Dauer und gibt ihm so die Zeit, sich wieder etwas zu erholen.
Ist die letzte Therapieoption der Herzinsuffizienz eine Herztransplantation, kann vorher ein Kunstherz zur Überbrückung helfen. Es wird in den Brustkorb implantiert und übernimmt die Aufgabe, Blut durch den Körper zu pumpen.
Quellen
1 Gesund.bund.de: Herzrhythmusstörung. URL: https://gesund.bund.de/herzrhythmusstoerung, zuletzt aufgerufen am 17.02.2025.
2 Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): Wie funktioniert ein Herzschrittmacher? URL: https://www.gesundheitsinformation.de/wie-funktioniert-ein-herzschrittmacher.html, zuletzt aufgerufen am 17.02.2025.
3 Patienteninformation der Bundesärztekammer und der kassenärztlichen Bundesvereinigung. KHK – VERENGTE HERZKRANZGEFÄSSE – STENT ODER BYPASS? URL: https://www.patienten-information.de/kurzinformationen/herz-und-gefaesse/khk-5-aufl-pi-stent-oder-bypass-in-ueberarbeitung, zuletzt aufgerufen am 17.02.2025.
4 Bauer K., Ennker J., Bauer S. (2011) Welche Komplikationen gibt es nach Herzoperationen?. In: Leben nach dem Herzeingriff. Operationen am Herzen, vol 0. Springer, Berlin, Heidelberg.
5 Deutsche Herzstiftung: Warum Schmerzen nach Herz-OP? URL: https://www.herzstiftung.de/infos-zu-herzerkrankungen/herzinfarkt/behandlung-und-therapie/schmerzen-nach-herz-op, zuletzt aufgerufen am 17.02.2025.
6 Herz- und Gefäßzentrum Bad Bevensen. Nach der OP gleich in die Reha. URL: https://www.hgz-bb.de/kliniken-pflege/interdisziplinaerer-ansatz/nach-der-op-gleich-in-die-reha/, zuletzt aufgerufen am 17.02.2025.
7 Herzzentrum Lahr: Krankheitsbild: Herzinsuffizienz (Herzschwäche). URL: https://www.herzzentrum-lahr.de/fachbereiche-krankheitsbilder/krankheitsbilder-a-z/herzinsuffizienz-herzschwaeche/, zuletzt aufgerufen am 17.02.2025.