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Für die Behandlung von Tumorerkrankungen kommen standardmäßig Chemo- und Strahlentherapien zum Einsatz. Sie helfen zwar dabei, den Krebs zurückzudrängen, schwächen jedoch auch den Körper. Eine mögliche Nebenwirkung nach der Chemotherapie ist die Herzinsuffizienz. Dies rückt immer mehr in den Fokus von Krebs- und Herzspezialisten, sodass sich das Risiko für eine Herzinsuffizienz nach der Chemotherapie verringert. Hier finden Sie die wichtigsten Informationen.

Herzinsuffizienz: Mann erhält intravenöse Chemotherapie.
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Eine Chemotherapie belastet den Körper stark und ist ein Risikofaktor für Herzinsuffizienz.

Herzinsuffizienz nach Chemotherapien

Die Fortschritte der Krebstherapien sind beachtlich: Die Lebenserwartung von Patienten steigt stetig. Dennoch gibt es auch eine Schattenseite des Erfolgs. Manche Medikamente oder Anwendungen greifen das Herz an, was zu weitreichenden Herzschädigungen führen kann. Mediziner sprechen von einer Kardiotoxizität der Medikamente bei der Chemotherapie.

Eine Herzinsuffizienz nach Chemo- oder Strahlentherapie gehört zu den möglichen Folgen.1 Dabei wird der Herzmuskel so sehr angegriffen, dass das Herz nicht mehr seine volle Pumpleistung aufbringen kann. Die Herzinsuffizienz ist eine schwere Erkrankung, die eine umfangreiche Behandlung benötigt.

Herzprobleme nach Chemotherapie

Laut einer Studie beginnt die Herzinsuffizienz-Gefahr ein Jahr nach der Krebsdiagnose und hält 20 Jahre an. Vor allem innerhalb der ersten fünf Jahre ist das Risiko gegenüber nicht-krebskranken Menschen um das Dreifache erhöht.2

Auch Personen, die als Kind an Krebs erkrankt sind, weisen ein 15-fach erhöhtes Lebenszeitrisiko auf, eine Herzinsuffizienz zu entwickeln.3

Bisher ist noch nicht ausreichend geklärt, wie sich eine Tumortherapie genau auswirkt. Als problematisch stellt es sich zum Beispiel heraus, dass manche Chemotherapeutika das Herz direkt und messbar belasten, während es bei anderen erst Jahre später zu einer Auswirkung kommt. Einige Wirkstoffe verschlechtern die Pumpkraft nur vorübergehend, andere wiederrum hinterlassen dauerhafte Schäden.

So können sich die einzelnen Chemotherapeutika auf das Herz auswirken:

  • Anthrazykline: Medikamente aus dieser Gruppe kommen häufig zum Einsatz. Die Empfindlichkeit der Patienten den Wirkstoffen gegenüber ist unterschiedlich ausgeprägt.4 Manche reagieren akut, also direkt während oder kurz nach der Behandlung, zum Beispiel mit Auffälligkeiten im EKG (Elektrokardiogram) oder Vorhofflimmern. Bei anderen entwickelt sich innerhalb eines Jahres oder erst nach einigen Jahren eine Herzinsuffizienz. Wenn die Erkrankung rechtzeitig erkannt wird, kann eine Behandlung dazu führen, dass sich das Herz erholt.5 Wird die Herzinsuffizienz erst spät diagnostiziert, erschwert das die Therapie. Mediziner konnten einige Risikofaktoren ausmachen, die zu einer Herzinsuffizienz durch die Behandlung mit Anthrazyklinen führen können. Dazu gehören unter anderem ein Alter von über 65 oder unter 18 Jahren, weibliches Geschlecht, Nierenversagen oder eine begleitende Strahlentherapie.6
  • andere Zytostatika (Anti-Tumor-Medikamente): Auch weitere Medikamente zur Chemotherapie können Herzprobleme auslösen, meist schon in den ersten Tagen nach der Behandlung. Da es sich oftmals um eine Kombination verschiedener Mittel handelt, lässt sich jedoch nur schwer abgrenzen, welches für die unerwünschte Wirkung verantwortlich ist.7
  • Immuntherapien: Antikörpertherapien können ebenfalls das Herz angreifen. Vor allem Patienten, die bereits Vorerkrankungen am Herzen aufweisen oder mit Anthrazyklinen behandelt wurden, haben ein erhöhtes Risiko. Wird die Chemotherapie pausiert und die Herzinsuffizienz gleich therapiert, kann sich das Herz oft wieder erholen.8
  • VEGF-Hemmer: Diese Wirkstoffe unterdrücken das Wachstum neuer Blutgefäße (Angiogenese). Das ruft manchmal Nebenwirkungen im Herzen hervor, die bald vorrübergehen, aber auch dauerhaft bleiben können. Vor allem die kombinierte Gabe mit anderen Chemotherapeutika birgt das Risiko für eine Herzinsuffizienz.9
  • weitere Substanzen: Dazu gehören die sogenannten BCR-ABL-Kinase-Hemmer, die ebenfalls Komplikationen am Herz nach sich ziehen können.10 Eine weitere Gruppe, die Proteasom-Hemmer, steht ebenso im Verdacht, Herzfunktionsschäden hervorzurufen.11

In den meisten Fällen entsteht eine Linksherzinsuffizienz, das heißt, dass die linke Herzhälfte geschädigt wird und nicht mehr ausreichend Blut durch den Körper pumpen kann.12 Das schlägt sich in Symptomen wie Leistungsverlust, Kurzatmigkeit oder Wassereinlagerungen an Knöcheln und Beinen (Ödeme) nieder.

Bluthochdruck und weitere Folgen nach Chemotherapien

Chemotherapeutika können neben dem Herz noch andere Punkte im Herz-Kreislauf-System angreifen, sodass es zu diesen möglichen Erkrankungen kommen kann:13

Daneben kann sich Bluthochdruck nach einer Chemotherapie entwickeln. Da er auf lange Sicht ebenfalls eine Herzinsuffizienz auslösen kann, empfehlen Experten, eventuellen Bluthochdruck frühzeitig und intensiv zu behandeln.

Herzschäden nach Bestrahlung

Bei der Strahlentherapie von Tumoren sind Herzschädigungen möglich. Die Einflüsse der Bestrahlung sind deutlich schwerer zu erfassen als die Schäden durch Medikamente.14 Das liegt zum einen daran, dass Chemo- und Strahlentherapie meist gemeinsam zum Einsatz kommen. Das erschwert es, die Auswirkungen der einzelnen Komponenten zu erfassen. Zum anderen kann der Zeitraum zwischen der Strahlentherapie und den Auswirkungen auf das Herz groß sein.

Ob und wie stark das Herz durch Bestrahlung belastet wird, ist abhängig von der Intensität der Strahlen und der betroffenen Körperregion. Frühere Untersuchungen zeigten, dass die Situation für Frauen mit Brustkrebs ungünstig ist, da hier der Brustkorb bestrahlt wird. Jedoch kam eine groß angelegte aktuelle Studie zu dem Schluss, dass die Gefahr für Brustkrebs-Patientinnen, an einem Herzleiden zu versterben, nicht größer ist als bei der durchschnittlichen weiblichen Bevölkerung.15 Als Grund dafür geben die Autoren der Studie das verbesserte Risikomanagement der Kliniken an: Da die Nebenwirkungen der Chemo- und Strahlentherapien bekannt sind, werden die Patienten engmaschig auf Herzerkrankungen untersucht. Zeichnen sich Probleme ab, kann der behandelnde Arzt direkt eingreifen.

Herzinsuffizienz durch Chemo: Ärztin spricht mit Patientin.
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Um die Gefahr einer Herzinsuffizienz durch Chemotherapie gering zu halten, ist eine enge ärztliche Überwachung vonnöten.

Da die Beeinträchtigug der Herzfunktion sich oft erst nach Jahren manifestiert, ist eine Nachsorge der ehemaligen Patienten durch einen erfahrenen Kardiologen besonders wichtig. Er sollte sich mit den Spätwirkungen der Tumorbehandlung auskennen, um das Risiko einer Herzinsuffizienz so gering wie möglich zu halten.

Chemotherapie bei bereits bestehender Herzinsuffizienz

Benötigen Herzinsuffizienz-Patienten eine Chemotherapie, sollten Ärzte spezielles Augenmerk auf den Herzzustand legen. Dazu gehört, dass Krebsspezialisten eng mit Kardiologen zusammenarbeiten. Der Patient muss intensiv überwacht werden. Dafür werden unter anderem bestimmte Biomarker (zum Beispiel Troponin) aus dem Blut herangezogen. Auch Echokardiografien gehören zu den Standards. 

Weiterhin empfehlen Experten im Rahmen einer Chemotherapie bei Herzinsuffizienz, einer Behandlung ohne Anthrazykline den Vorzug zu geben oder spezielle Maßnahmen zu ergreifen, um das Herz zu schützen (Herzprotektion).

Quellen

1 Appell PG, Rüssel J, Bethge S. & Schlitt A. (2018): Kardiotoxizität onkologischer Therapien (1): Myokardiale Dysfunktion und Herzinsuffizienz. Deutsches Ärzteblatt 115(44): [14]. URL: https://www.aerzteblatt.de/archiv/202165/Kardiotoxizitaet-onkologischer-Therapien-(1)-Myokardiale-Dysfunktion-und-Herzinsuffizienz, zuletzt aufgerufen am 26.07.2023.
2  Braunwarth A. (2018): Chemo schwächt Herz langfristig. URL: https://www.medical-tribune.de/medizin-und-forschung/artikel/chemo-schwaecht-herzen-langfristig/, zuletzt aufgerufen am 26.07.2023.
3 Oeffinger KC, Mertens AC, Sklar CA, et al. (2016): Childhood Cancer Survivor Study. Chronic health conditions in adult survivors of childhood cancer. New England Journal of Medicin. 355: 1572–82.
4 Pfister R., Achenbach S. et al. (2016): ESC Pocket Position Paper Kardiovaskuläre Komplikationen onkologischer Therapien. Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V. (Hrsg.). Börm Bruckmeier Verlag GmbH. S. 6. URL: https://leitlinien.dgk.org/files/2017_PPP_Cardio_Onko_DGK.pdf, zuletzt aufgerufen am 26.07.2023.​​​​​​​
5 ebd.
6 ebd. S.7.
7 ebd.
8 Appell PG, Rüssel J, Bethge S. & Schlitt A. (2018): Kardiotoxizität onkologischer Therapien (1): Myokardiale Dysfunktion und Herzinsuffizienz. Deutsches Ärzteblatt 115(44): [14]. URL: https://www.aerzteblatt.de/archiv/202165/Kardiotoxizitaet-onkologischer-Therapien-(1)-Myokardiale-Dysfunktion-und-Herzinsuffizienz, zuletzt aufgerufen am 26.07.2023.​​​​​​​
9 Pfister R., Achenbach S. et al. (2016): ESC Pocket Position Paper Kardiovaskuläre Komplikationen onkologischer Therapien. Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V. (Hrsg.). Börm Bruckmeier Verlag GmbH. S. 8. URL: https://leitlinien.dgk.org/files/2017_PPP_Cardio_Onko_DGK.pdf, zuletzt aufgerufen am 26.07.2023.​​​​​​​
10 Appell PG, Rüssel J, Bethge S. & Schlitt A. (2018): Kardiotoxizität onkologischer Therapien (1): Myokardiale Dysfunktion und Herzinsuffizienz. Deutsches Ärzteblatt 115(44): [14]. URL: https://www.aerzteblatt.de/archiv/202165/Kardiotoxizitaet-onkologischer-Therapien-(1)-Myokardiale-Dysfunktion-und-Herzinsuffizienz, zuletzt aufgerufen am 26.07.2023.​​​​​​​
11 ebd.
12 Pfister R., Achenbach S. et al. (2016): ESC Pocket Position Paper Kardiovaskuläre Komplikationen onkologischer Therapien. Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V. (Hrsg.). Börm Bruckmeier Verlag GmbH. S. 8. URL: https://leitlinien.dgk.org/files/36_2016_pocket_leitlinien_komplikationen_onkologischen_therapien.pdf (26.07.2023).
13 ebd. S. 17-32.
14 ebd. S. 9.
15 Weberpals J., Jansen L., Müller OJ & Brenner H. (2018): Long-term heart-specific mortality among 347.476 breast cancer patients treated with radiotherapy or chemotherapy: a registry-based cohort study, European Heart Journal. 39, (43), S. 3896–3903.

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