Zusammen mit der Lunge bildet das Herz einen Kreislauf, bei dem beide Organe Hand in Hand arbeiten. Das Herz pumpt Blut durch den Körper und versorgt ihn mit Sauerstoff. Funktioniert eine der Stellschrauben nicht mehr zu 100 Prozent, gerät das System ins Wanken. Ein Lungenherz gilt als Folge einer Störung des Kreislaufes zwischen Lunge und Herz – in Fachkreisen ist es auch als Cor (Herz) pulmonale (die Lunge betreffend) bekannt. Hier erfahren Sie, was es mit der Erkrankung auf sich hat.
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Funktioniert das Herz-Lungen-System nicht mehr einwandfrei, kann es zu Cor pulmonale kommen, einem sogenannten Lungenherz.
Was ist ein Cor pulmonale?
Ein Cor pulmonale entsteht, wenn Blut nicht mehr einwandfrei in seinem natürlichen Verlauf durch den Herz-Lungen-Kreislauf fließen kann. Normalerweise hat die rechte Herzkammer die Aufgabe, sauerstoffarmes Blut in die Lunge zu pumpen. Dort wird es wieder mit Sauerstoff versorgt. Bei einem Lungenherz verhindert ein Widerstand in der Lunge, oftmals verursacht durch eine Lungenerkrankung, dass das Blut reibungslos in die Lunge gelangt. Es entsteht ein erhöhter Druck in der Lungenarterie, weshalb die rechte Herzkammer kräftiger pumpen muss.
Die Herzmuskelwand wird in der Folge dicker, da sie stärker arbeiten muss. Hält diese Belastung über einen längeren Zeitraum an, staut sich das Blut, das nicht in die Lunge gelangt, in der Herzkammer. Diese vergrößert sich und verliert an Pumpkraft, weil sich die Muskelfasern stark ausdehnen und der rechte Teil des Herzens gewissermaßen ausleiert.
Ursachen für ein Lungenherz
Die Erkrankung liegt zwar im Herzen, ursächlich ist jedoch die Lunge: Ein Lungenherz entsteht nur dann, wenn es in der Lunge zu einem Strömungswiderstandkommt. Dieser tritt beispielsweise im Zuge einer Erkrankung auf und verhindert, dass das Blut ungehindert in die Lunge gelangt. Als mögliche Ursachen gelten unter anderem folgende Faktoren:
- chronische obstruktive Lungenerkrankung (COPD): Eine häufige Ursache für ein Cor pulmonale ist COPD, bei der die Atemwege in den Bronchien verengt sind. Damit das Blut dennoch in die Lunge gelangt, muss das Herz entsprechend stärker arbeiten als bei gesunden freien Wegen.
- Mukoviszidose: Bei der Stoffwechselerkrankung verstopft zäher Schleim verschiedene Organe – häufig ist die Lunge betroffen.1 In diesem Fall kann das Sekret einen Widerstand im Lungenkreislauf darstellen, weshalb sich das Blut, das nicht bis zur Lunge gelangt, in der Herzkammer staut.
- Lungenfibrosen: Bei dieser Erkrankung vernarbt das Lungengewebe, das sich zwischen den Lungenbläschen befindet. Das Organ wird steifer, weshalb das Herz mehr Kraft benötigt, um alle Winkel zu erreichen. Zugleich gelangt weniger Sauerstoff über die Lungenbläschen in die Blutbahnen, wodurch das Herz-Lungen-System gestört wird.2 Das sauerstoffarme Blut staut sich in der rechten Herzhälfte und es besteht die Gefahr, dass ein Lungenherz entsteht.
- Skoliose: Die seitliche Verkrümmung der Wirbelsäule kann Druck auf die Lunge ausüben und in schweren Fällen die Ursache für ein Cor pulmonale darstellen.
- Lungenembolie: Die Lungenembolie ist eine akute Form von Cor pulmonale, bei der sich die Lungenarterie aufgrund eines Gerinnsels verschließt. Das Blut kann nicht fließen und staut sich, wodurch es zu einem erhöhten Druck in der rechten Herzkammer und einem Lungenherz kommen kann.
Akut versus chronisch
Cor pulmonale gibt es in akuter, aber auch in chronischer Form. Das akute Lungenherz ruft plötzliche Symptome wie Herzrasen hervor und stellt einen medizinischen Notfall dar. Es bedarf umgehend einer ärztlichen Behandlung, da sonst Herzversagen droht. Auch die chronische Variante ist nicht ungefährlich und muss von einem Arzt oder einer Ärztin versorgt werden. Ihre Entstehung geht eher schleichend einher und erstreckt sich über einige Jahre.
Symptome eines Cor pulmonale
Wie sich ein Lungenherz äußert, hängt von der Form der Erkrankung ab. Ein akutes Cor pulmonale weist Beschwerden wie heftige Atemnot, Kaltschweiß und Herzrasen auf. Im Gegensatz dazu sind die Anzeichen eines chronischen Lungenherzens anfangs meist kaum bemerkbar und zeigen sich beispielsweise in Form von
- Müdigkeit,
- geschwollenen Füßen und Unterschenkeln,
- abnehmender Leistungsfähigkeit und
- Atemnot bei leichter Anstrengung, später auch in Ruhe.
Im Verlauf des chronischen Cor pulmonale kann der Sauerstoffmangel Anzeichen wie bläulich gefärbte Lippen, Schwindel sowie Husten zur Folge haben.
Diagnose eines Lungenherzens
Hegen Ärzte und Ärztinnen den Verdacht auf Cor pulmonale, führen sie in der Regel eine ausführliche Untersuchung durch. Zunächst erfolgt eine Anamnese, ein Gespräch zwischen Medizinern und MedizinerinnenundBetroffenen. Dabei geben Patienten und Patientinnen beispielsweise Auskunft über die Symptome, deren Dauer und Verlauf, familiäre Vorerkrankungen sowie Gewohnheiten wie Rauchen oder sportliche Aktivität.
Ist dies passiert, gehen Fachärzte und Fachärztinnen zur körperlichenUntersuchung über. Die äußerliche Erscheinung der Betroffenen kann Medizinern und Medizinerinnen Hinweise geben: So gelten Ödeme im Bereich der Füße und Schenkel, kolbenartig verformte Enden der Finger und bläulich gefärbte Haut als typische Symptome, die für ein Lungenherz sprechen.
Die Anamnese und Blickdiagnose genügen jedoch nicht, um eine sichere Diagnose stellen zu können. Hinzu kommen häufig folgende Methoden:
- Röntgen-Thorax
Dieses bildgebende Verfahren zeigt das Innere des Oberkörpers. Beim Vorliegen eines Cor pulmonale lässt sich hierdurch oftmals eine Vergrößerung der rechten Herzseite erkennen. - Herzultraschall
Eine Echokardiographie gibt Informationen über eine mögliche Herzvergrößerung sowie den Lungenarteriendruck, der bei einem Cor pulmonale in der Regel erhöht ist. - Blutuntersuchung
Auch die Analyse der Blutgaswerte, also die Sauerstoffsättigung im Blut, kann Auskunft geben. Bei einem Lungenherz zeigt sich hier unter Belastung ein Mangel, je nach Stadium auch im Ruhezustand. - Elektrokardiographie
Zusätzlich zeichnet sich ein Lungenherz oftmals aus den Verläufen einer EKG-Untersuchung ab. - Herzkatheter
Der Einsatz eines Rechtsherzkatheters hilft ebenso bei der Diagnose eines Cor pulmonale. Der Ärzte und Ärztinnen können kann hierdurch den Druck in der Lungenarterie und die Pumpleistung des Herzens erkennen.3 - Magnetresonanztomographie (MRT)
Bei dieser Untersuchungsmethode handelt es sich um ein bildgebendes Verfahren, bei dem das Innere des Körpers ersichtlich wird. Mit einem Kardio-MRT lassen sich Rückschlüsse auf den Zustand des Herzens sowie der Lunge ziehen.4
Nicht immer führen Mediziner und Medizinerinnen all diese Untersuchungen durch. Die Auswahl hängt davon ab, welche Symptome sich zeigen und wie aufschlussreich die bisherigen Ergebnisse bereits sind.
Rechtsherzinsuffizienz und Cor pulmonale
Da sich bei einem Lungenherz das Blut in der rechten Herzkammer staut, vergrößert sie sich. Der entsprechende Bereich leiert aus und die Pumpkraft nimmt ab. Die Herzkammer kann folglich nicht mehr richtig arbeiten – Fachleute sprechen von einer Rechtsherzinsuffizienz. Diese Form der Herzinsuffizienz macht sich unter anderem durch häufiges Wasserlassen, plötzliche Gewichtszunahme und geschwollene Beine bemerkbar.
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Deuten Ihre Symptome auf Herzschwäche hin?
Behandlung von Cor pulmonale und Rechtsherzinsuffizienz
Im Grunde erfolgt die Therapie basierend auf der Ursache. Hat beispielsweise eine chronische, obstruktive Lungenerkrankung zu einem Cor pulmonale geführt, sollte die Behandlung zunächst den Auslöser der Lungenerkrankung angehen. So gilt Rauchen bei 80 bis 90 Prozent der an COPD Erkrankten als Ursache, weshalb Betroffene sich diese Angewohnheit unbedingt abgewöhnen sollten.5
Um eine Herzinsuffizienz behandeln zu können, stellen Mediziner und Medizinerinnen zudem eine individuelle Kombination aus Medikamenten zusammen. Dazu gehören zum Beispiel:
- Angiotensin-Rezeptor-Neprilysin-Inhibitor als entwässernde und blutdrucksenkende Kombination
- Herzglykoside zur Stabilisierung des Herzrhythmus
- Diuretika zur Entwässerung
- Natrium-Glucose-Cotransporter-2(SGLT2)-Hemmer tragen dazu bei, Flüssigkeit und Natrium aus dem Körper zu entfernen.
Über die wichtigsten Therapiemöglichkeiten können Experten und Expertinnen aufklären. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin und lassen Sie sich alle Fragen beantworten, die sich Ihnen stellen.
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Quellen
- Mukoviszidose e.V.: Was ist Mukoviszidose? URL: https://www.muko.info/informieren/ueber-die-erkrankung/, zuletzt aufgerufen am 27.07.2023.
- Helmholtz Zentrum München - Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (GmbH): Was ist Lungenfibrose? URL: https://www.lungeninformationsdienst.de/krankheiten/lungenfibrose/grundlagen/index.html, zuletzt aufgerufen am 27.07.2023.
- Internisten im Netz: Herzkatheter – Koronarangiographie. URL: https://www.internisten-im-netz.de/untersuchungen/herzkatheterkoronarangiografie.html, zuletzt aufgerufen am 27.07.2023.
- Universitätsmedizin Rostock: Magnetresonanztomographie (MRT). URL: https://radiologie.med.uni-rostock.de/patienten-besucher/untersuchungsspektrum/magnetresonanztomographie-mrt, zuletzt aufgerufen am 27.07.2023.
- Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V.: Ursachen & Risikofaktoren. URL: https://www.lungenaerzte-im-netz.de/krankheiten/copd/ursachen-risikofaktoren/, zuletzt aufgerufen am 27.07.2023.
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